Klares Wasser ist nicht klar

Es ist ja nicht so, dass mir der Schreibstoff im Alltag ausgegangen wäre. Und trotzdem wusste ich bereits vor drei Wochen, als meine Ferien begannen, dass damit auch die Möglichkeiten für einen Blogeintrag in die Höhe schiessen werden. Und so gebe ich mich einmal mehr dem Versuch hin, euch in einigermassen nachvollziehbarer, verständlicher und logischer Weise die Absurditäten, Belanglosigkeiten, High- und Lowlights dieser Ferien näherzubringen.
Nun, die Ferien läutete ich mit einem Tagesausflug mit unserer WG ein: Wir besichtigten eine Fledermaushöhle. Eine immense, abgelegene Höhle, die nur von Fledermäusen bevölkert wird. Tausenden von Fledermäusen!!!






Am darauffolgenden Tag, es war Samstag, kesselte ich mit Familie Müller durch die Pampas Guineas, um in die Regions“hauptstadt“ zu gelangen. Dort bezogen wir das Haus einer Schweizerin, die gerade in Heimaturlaub ist. Wir besuchten den grossen Markt und die Umgebung und ich hatte viel Zeit, die Seele baumeln zu lassen und zum Lesen.



Da momentan tiefe Trockenzeit herrscht, versiegte kurz nach unserer Anreise das Grundwasser auf dem Grundstück, wo wir wohnten. So mussten wir mit Kanistern Wasser bei tieferen Brunnen holen. In vielen öffentlichen Zieh- oder Pumpbrunnen der Stadt hatte es kein Wasser mehr. Michi pumpte sich bei einer Wasserpumpe nebst dem Wasser auch fast die Lunge aus seinem Körper. Das zweite Mal wählten wir die gemütlichere Variante: Vor einem Hotel, das über ein grosses Wasserschloss verfügt, konnte man seine Behälter mit einem Schlauch auffüllen. 


Nun mussten wir also Duschen, die Toilette spülen und Händewaschen mit einem Chübeli. Man unterschätzt, wie schwierig und unvollständig Händewaschen mit einem Chübeli sein kann. Nun, in dieser Stadt weilten wir fünf Tage, bevor wir weiterreisten – in der stillen Hoffnung, dass wir am nächsten Ferienort das Glück von fliessendem Wasser antreffen. Das nächste Ziel: Ein Ferienhaus, das unserer Organisation gehört und von den Mitarbeitern gemietet werden kann. Das Haus befindet sich an einem Hang und auf demselben Areal hat es noch vier weitere Ferienhäuser, die amerikanischen Hilfsorganisationen gehören. Weit gefehlt die Hoffnung, dass es dort um die Wassersituation besser steht… Schlimmer geht………….…. immer. Wiederum kein fliessendes Wasser. Auf dem Areal gibt es einen Ziehbrunnen, von dem uns der Abwart resp. Wächter der Häuser mit Wasser belieferte. Heimlieferservice von Dusch-, Koch-, Spülwasser sozusagen. Nur leider plagte mich der Verdacht, dass ich mit diesem Wasser nach dem Duschen schmutziger bin als vor dem Duschen.


Ich überwand mich nichtsdestotrotz, zumal ich keine Alternative hatte, den eigenen Schweiss loszuwerden. Augen zu und durch! Die Qualität des Wassers wurde im Laufe der Woche besser, der Geschmack des Wassers jedoch auch nach dem Filtern immer noch sehr erdig. Allerdings stiess am Wochenende eine grosse Truppe Leute dazu, die in den anderen Häusern Wohnsitz nahm: Unser ganzes Team, sowie die Lehrlinge, die bei uns eine Lehre als Handwerker (Schreiner, Maurer, Dachdecker) absolvieren. Mission: Renovation der Ferienhäuser. Grundbedürfnis: Wasser. Das Wasser musste auf alle 27 Leute aufgeteilt werden. Da wurde es wirklich knapp! Wir unternahmen viel, um genügend Wasserreserven anzusammeln: das schmutzige Duschwasser in einem Becken sammeln, um es als WC-Spülwasser verwenden zu können oder als es zweimal Platzregen gab, sofort alle möglichen Becken rausstellen, um das Regenwasser aufzufangen. Da war an Haarewaschen kaum zu denken. Also gingen wir zweimal an einen See, um uns die Haare zu waschen. In der Schweiz habe ich nach einem Seebad immer das Bedürfnis, alle Unreinheiten des Sees abzuduschen. Wie viel mehr Unreinheiten wohl dieser guineische Stausee beinhaltet? Und trotzdem: Ich fühlte mich endlich sauber!!! Tja, die Wahrnehmung und Bedürfnisse verschieben sich in diesem unterentwickelten Land!




Mal abgesehen von der Wassersituation war es eine sehr gelungene Woche. Die Handwerksarbeiten an den Ferienhäusern gingen gut vorwärts. Die Gemeinschaft im Team und mit den Lehrlingen war schön. Meine drei weissen Kindergärteler – Leandro, Nicolas und Eloan – genossen offensichtlich den Mini-Kindergarten, den ich ausnahmsweise auf Deutsch durchführte und in dem ich ihren Bedürfnissen mehr gerecht werden konnte als üblich. Ich konnte sie spezifisch fördern, weil sie schulisch gesehen schon sehr viel weiter sind, als die guineischen Kinder im Kindergarten.









Die Ferien ausgeläutet hat dann am Montagmorgen – und damit schliesst sich der Kreis, man besinne sich auf den Artikelanfang – eine tote Fledermaus im Kindergarten.


Fotos made by Noémie (thanks!) and Evelyne