Weiterbildungsferien...

"Kinder hört zu, nach dem Wochenende ist eine Woche Ferien in der école maternelle. Madame Evelyne geht ein paar Tage in einer anderen Stadt Leute besuchen. Alles klar?" So funktionierte die Ferienankündigung. Ich bestimmte die Ferienwoche, Priska kam dies am Freitag vorher den Kindern in ihrer Muttersprache Pular erklären. Da dies der hiesigen Kommunikationskultur und Lebensart entspricht, war das für die Eltern wohl kein Problem.

So trat ich also diesen Besuch in der anderen Stadt letzten Samstag gemeinsam mit Noémie und Familie Toggenburger an. Wir besuchten andere SAM-Mitarbeiter in einem anderen Projekt. Für die Fahrt dorthin kündigte Mister Google 2h 7min Fahrzeit an. Wäre er die Strecke mal persönlich abgefahren, wüsste er, dass es in der Praxis trotz unzimperlichem Fahrstil - sorry Philipp! - gute fünf Stunden dauert. Muss ich den Grund noch nennen? Na, für alle Neuleser oder Vergesslichen tu ich es doch: Die Strassenverhältnisse sind miserabel. Unser Auto bekam das auch zu spüren. Mehr Worte verliere ich jetzt mal nicht darüber... Ansonsten führte uns die Fahrt durch schöne Landschaften. Sogar Affen bekamen wir zu Gesicht!






Wir kamen an, bezogen die WG von Naemie und Anna, wo wir die nächsten vier Tage wohnen sollten und hatten uns vieles zu berichten von unseren Erlebnissen hier in Guinea.

Am Montag hatten wir die Gelegenheit, Naemie bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Wir fuhren mit dem Auto in ein kleines Dorf, wo vor wenigen Wochen ein neuer SAM-Kindergarten gegründet wurde. 
Das école-maternelle-Konzept sieht wie folgt aus: In der "Stadt" gibt es einen dreiklassig geführten Kindergarten unserer Organisation. Naemie und eine andere Schweizerin leiten und coachen den Kindergarten. Der Unterricht wird von guineeischen Lehrkräften durchgeführt und ein bis zwei Praktikanten lernen während einem Jahr dieses Metier. (Es gäbe zwar schon eine Kindergartenausbildung, die Qualität lässt wohl aber zu wünschen übrig, so dass ein Praktikum in einem etablierten Kindergarten vermutlich effektiver ist.) Die Praktikanten visieren eine Kindergartenneueröffnung in einem abgelegenen Dorf an. So multipliziert sich der Dienst der Organisation und es gibt in der Region mehr und qualitativ gute Bildung für die Kleinsten.
Am Montag also begleiteten wir Naemie in den Dorfkindergarten, der nun von den zwei letztjährigen Praktikantinnen geführt und von Naemie gecoacht wird. Der Kindergartenraum wurde in der Verantwortung des Dorfchefs neu gebaut. Le voilà:

Um acht Uhr sind wir angekommen und holten etwa 300m vom KG entfernt das Material, das in der Rundhütte der Kindergärtnerin deponiert ist. Die Kinder warteten in zwei Linien auf unsere Ankunft: Eine Mädchenlinie und eine Bubenlinie. Sie grüssten uns mit Händeschütteln und einem tiefen Knicks. Danach warteten die Kinder noch eine weitere halbe Stunde in den zwei Reihen, während Naemie und die Kindergärtnerin den Morgen besprachen. Auf die Begrüssung und einige Bewegungsspiele draussen folgte der Unterricht in der Hütte: Singen, Geschichte hören, Wortschatzübungen und Zählen. 







Dann kam unerwarteter Besuch: Zwei Angestellte des Gesundheitsministeriums wollten alle Kinder impfen. Dass mich die SMS-Ankündigung ein paar Tage zuvor doch noch betreffen würde, dachte ich nicht:



Die Kinder liessen die Schluckimpfung mit Fassung über sich ergehen:



Danach war Pause. Nanu? Gibt es da etwas gratis?


Nicht ganz gratis: Für 500GNF, sprich 5 Rappen, können sich die Kinder bei dieser Verkäuferin ein Pausenbrot mit Bohnenaufstrich kaufen.


Wir taten es ihnen gleich. Niépé ist wirklich lecker! 




Nach der Pause stand Grafomotorik auf dem Programm. 




Spielen dürfen die Kinder nur an einem der drei Kindergartentage der Woche und nur mit drei zur Verfügung gestellten Spielangeboten. Der Rest der Spielsachen bleibt verstaut in der Rundhütte der Kindergärtnerin. Nun, da unterrichte ich ja trotz vielen Anpassungen und Einschränkungen in meinem Kindergarten immer noch seeeeehr schweizerisch...!

Am zweiten Tag besuchte ich mit Naemie vor der Pause den Stadtkindergarten. Der Ablauf ist ähnlich wie im Dorf:

Bewegungsspiele draussen...


Händewaschen an der Waschstation...


Klassenunterricht...




Nach der Pause erhielt ich Einblick in die Schule unserer Organisation. Diese Schule besteht nun seit etwas mehr als zehn Jahren und ist fast vollständig in den Händen von Guineern und funktioniert relativ gut. Man erklärt mir: Der Unterricht sei sehr ähnlich wie in staatlichen Schulen, sehr guineeisch. Der grosse Unterschied sei, dass die Lehrer im Gegensatz zur staatlichen Schule sehr selten fehlten und dass die Klassengrössen etwas kleiner seien ("nur" 50-60 Schüler pro Klasse). Es fällt mir schwer, meine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse in dieser einen Stunde des Hospitierens in Worte zu fassen. Kurz gesagt, war es einfach wahnsinnig eindrücklich!








Voller Eindrücke und neuer Ideen für den Kindergarten und Dankbarkeit für die nur knapp 30°C bei uns und nicht 36°C wie bei Naemie und Anna und das fliessende Wasser in unserem Zuhause, wo man ohne Chübeli duschen und WC spühlen kann, bin ich seit Dienstag wieder daheim. 

So genoss ich die Ferien noch zuhause:
Bin am Fluss Wäsche waschen gegangen...






Habe mich zöpfeln lassen...


Habe grilliert...


Und mich mächtig über die neuen Entdeckungen und Erlebnisse gefreut!

Liebe Freunde, ich wünsche euch ein schönes Wochenende und eine tolle Woche!😊