Petit à petit

"Back to (pre)school" hiess es am letzten Montag. Zumindest für mich und wenigstens sechs der dreizehn Kinder. Dies war kein Grund zur Sorge, denn ich war gewiss: Irgendwann im Verlauf der Woche taucht dann bestimmt jedes Kind auf. Schon am Dienstag waren wir fast wieder komplett. So nahmen wir den Kindergartenbetrieb petit à petit wieder auf. Alles macht man hier in Guinea scheinbar petit à petit: "Oui oui Madame Aissatou, tu vas apprendre le Pular. Petit à petit." "On construit la maison petit à petit." "L'école a recommencé... Petit à petit..." Et voilà: Même notre école maternelle commence petit à petit. Il faut s'y habituer...

Petit à petit lerne ich auch Feste kennen. Heute durfte ich mich dem Namensgebungsfest für ein Bébé anschliessen. Das Fest heisst Dennabo und wird genau eine Woche nach der Geburt gefeiert. Bis zu diesem Tag bleiben die Mutter und das Neugeborene die ganze Zeit im Haus drinnen. Wir kamen an und es waren bereits sehr viele Leute vor verschiedenen Häusern innerhalb der Siedlung versammelt, Männer und Frauen getrennt. Meiner Meinung nach waren es sehr viele Leute. Sandra, die mich dahin mitnahm, sagte mir, dass dies ein kleines bis mittleres Dennabol sei. Ooookay...!! Wir wurden ins Haus der Hauptpersonen - Mutter und Baby - geführt, durften das Baby in die Arme nehmen und übergaben das Geschenk (Babykleider und Seife). Dann warteten wir draussen inmitten der anderen Frauen lange auf unserem Stuhl, während Bettler die Gunst der Stunde nutzten und überall etwas Kleingeld abrangen (scheinbar gehört das einfach dazu und wird sowohl akzeptiert als auch unterstützt). Worauf warteten wir eigentlich auf unseren Plätzen? Dass der Opferziege die Kehle durchgeschnitten wurde... Zu eurem Glück konnte ich dies von meinem Platz aus fotografisch nicht festhalten. Es war nicht so ein toller Anblick! Dann gab ein Mann mit einem Megafon den Namen des neugeborenen Mädchens bekannt: Adama Iora Ba. Die Frau, nach der das Mädchen benannt wurde, wurde mit Applaus, Tanz und Jubel gefeiert. Wenn ein Kind nach einem benannt wird, ist dies eine grosse Ehre. Es wurde noch niemand nach mir benannt, nur so zur Information als Randbemerkung.😉
Danach wurde in verschiedene Häusern Riz gras gegessen. Die Leute mit dem höchsten Rang im schönsten Haus, wir die Weissen in einem seperaten Haus (wem sollte wohl diese Trennung zugute kommen?), die Frauen unter sich, die Jugendlichen draussen unter sich und so weiter... Danach war das offizielle Fest vorbei und wir gingen mit einer Riesenportion Riz gras nach Hause.












Die frischgebackene Mutter


Nun, wie es manchmal kommt, konnte ich mich nicht vor einer anderen Einladung hüten und so fand ich mich zwei Stunden später bei einer anderen Familie vor einer anderen Reismahlzeit wieder. 





Morgen erwartet mich wieder ein spannendes Fest: eine Hochzeit. Mein Team hier vor Ort kennt den Vater der Braut und ist eingeladen und somit bin ich durch sie auch eingeladen... Davon dann nächste Woche mehr. Si alla djabi!