Lagerfeuerstimmung? Fehlanzeige.

Was knistert da so vertraut?
Ganz sacht - überhaupt nicht laut.
Ein Feuer ist am lodern,
frisst aber nicht Holz, das da wäre am vermodern.
Statt eines romantischen Lagerfeuers Duft,
liegt der Gestank von brennendem Plastik in der Luft.
(Evelyne, 2017;))




Was tut man, wenn keine Müllabfuhr existiert, weil es landesweit keine organanisierte Kehrichtverbrennung gibt? Man hat die Wahl zwischen zwei Optionen: Entweder man wirft den Abfall vor dem Hof ins Gebüsch oder man installiert seine eigene, private "Freiluftkehrichtverbrennungsanlage". Der Guineer entscheidet sich eher für ersteres. Das ist die Folge:



Der Schweizer hier praktiziert letzteres, wir verbrennen unseren Müll vor dem Hof, obschon sich in mir bei der Verrichtung dieser Arbeit alles sträubt - einem Schweizer Herz tut es weh, Plastik vorsichhinschmelzen zu sehen. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als alles Wissen über Dämpfe bei der Verbrennung grosszügig ausblenden.

Neuerdings haben wir eine neue technische Errungenschaft: das Verbrennungsfass. Da muss man etwas weniger kontrollierend danebenstehen, die Nebenprodukte der Verbrennung bleiben jedoch die gleichen.



Wer jetzt geschockt ist, der möge verstehen, dass die giftigen Dämpfe durch die Verbrennung ohne Filterung unseres Erachtens das geringere Übel sind, als das Säen von Plastik. Der so einfach weggeworfene Plastik landet zusammen mit einigen Gräsern oder Blättern im Magen von Ziegen, Schafen oder Kühen. Der Beweis dafür liefert der Blick zum Schlachthof. Da liegen überall Häufen von nach der Schlachtung entleerten Kuhmägen. Und ein grosser Teil auf diesen Häufen ist... PLASTIK! (Naja, auf dem Foto nicht so gut sichtbar. Aber es ist wirklich so!)





Wem diese Argumentation für die von uns durchgeführte Verbrennung von Plastik nicht genügt, der möge an diesem Punkt mit Entwicklungzusammenarbeit beginnen und das abfalltechnische Know-How hierhin bringen. Oder noch besser: Das Bildungswesen verbessern. Fortschritt beginnt mit Bildung. In diesem Bereich gäbe es in diesem Land nämlich gehörig Nachholbedarf, zumal nicht jedes Kind in den Genuss einer umfänglichen Schulbildung kommt; zumal die Schule nicht zuverlässig funktioniert; zumal die Unterrichtsqualtität zu wünschen übrig lässt und zumal die Klassengrösse hoffnungslos gross ist. Man sieht schnell: Das Land hat dringendere Probleme, die es zu lösen gilt, als das Abfalldesaster.


Ich bin ziemlich sicher, dass ich im nächsten Blogartikel wieder etwas mehr die schöne Seite meines Guinealebens betonen werde, die ja tatsächlich auch existent ist!😊







Schöne Grüsse in die Schweiz!