Meine neue, kleine Welt

Der Kindergarten ist jetzt fast parat für die dreizehn KG-Kinder. Dies ist mein zuküftiger Ort des Schaffens... - nur minim kleiner als in Bösingen☺:

Von solch einem Lehrerpult und Bürostuhl konnte ich in Bösingen nur träumen😂:

Während den Sommerferien besuchten rund 50 kleinere und grössere Spinnen den Kindergarten. Hoffen wir, dass sie viel lernten und sich altersgemäss entwickeln konnten. Leider muss ich an dieser Stelle auch den Hinschied dreier Kindergartenspinnen bekannt geben. Wann und woran sie gestorben sind, ist nicht bekannt. Man höre und staune, dass ich mit diesen Besuchern ganz alleine klarkam, als ich den Kindergarten wieder einsatzbereit machte! Ich habe den Kindergarten geputzt und auf Vordermann gebracht. Ungefähr drei Monate war er ungenutzt. Dies und die Regenzeit haben deutliche Spuren hinterlassen: Spinnweben am Laufmeter, Kakerlaken in und unter allem, was nicht niet- und nagelfest ist, Schimmelpilz an allem, was nicht ganz luftdicht verpackt war...
Während ich triefend vor Schweiss putzte und einrichtete, hatte ich ab und zu Besuch von meinen zukünftigen menschlichen Kindergärtelern. Der KG befindet sich nämlich auf dem Grundstück der Familie Müller. So kam es, dass Nicolas und Leandro, Eloan, Nimma und noch
einige Kinder mehr aus der Nachbarschaft bereits Leben in die Bude brachten!

Ich habe entschieden, dass der KG am kommenden Donnerstag startet (Donnerstag als Freiburger Import). Ich durfte den Tag selber festlegen. Offizieller Schulstart im ganzen Land war diesen Freitag. Dazu eine kleine Anekdote mit Abschweifungen:

Michi und ich kauften in folgender Lebensmittelboutique ein, welche von Monsieur Baldé, einem Lehrer der staatlichen Schule, und seiner Frau betrieben wird:



Im Gespräch mit Baldé Michi: "Ist am Freitag jetzt definitiv Schulstart?" (Nach der Ansage des Datums im Radio wird dieses Datum meistens noch mehrmas nach hinten verschoben.) Baldé: "Ja." Michi: "Und, gehst du dann in die Schule?" "Nein..."
DAS WAR KEIN WITZ!
Die Lehrer gehen nicht, weil sie denken, die Schüler kommen sowieso nicht; die Schüler gehen nicht, weil sie denken, die Lehrer kommen sowieso nicht...
Was war zuerst: das Huhn oder das Ei?

Was ich sicher weiss ist, dass ich am Donnserstag gehe. Ob die Kinder kommen, steht in den Sternen...

Nebst der Erledigung meiner Arbeit im KG unterstützen mich Müllers super im Einleben in dieser afrikanischen 20'000 Seelen-Stadt. Will heissen:

Ich wurde von Michi dem Prefet vorgestellt (wobei wir mitten in einer Sitzung dieses Präfekturpräsidenten landeten), der Prefet hiess mich herzlich Willkommen, gab seine Telefonnummer, falls ich Hilfe brauche und schrieb meinen Namen auf einen Zettel (afrikanische Einwohnerkontrolle halt...).

Priska zeigt mir, was es im Haushalt unter den hiesigen erschwerten Bedingungen zu beachten gilt, damit man nicht krank wird.

Priska und Michi bringen mir bei, was es beim Einkaufen zu beachten gibt und wie man sich auf dem Markt und in der Stadt orientiert. Obschon ich mir bewusst war, dass die Infrastruktur hier sehr bescheiden ist, sind es die "Stadt"organisation und das "Stadt"leben hier in der Pampas, die bei mir den grössten Kulturschock verursachen...

Es gibt den überdachten Markt mit Secondhandkleidern, Stoff, Flipflops, Papetrieartikeln etc.,



den Markt am Strassenrand mit frischen Lebensmitteln,






und neuerdings einen einzigen Supermarkt mit Produkten aus Conakry und der ganzen Welt (Joghurt, Fanta, Cola, Dosenmais, Biscuits, Ovaltine - ja, genau so geschrieben!)





Heute war ich mit Noémie, meiner zukünftigen Mitbewohnerin, und Rougy, ihrer guineeischen Freundin, in Rougys Heimatdorf. Rougy kochte in einer Lehmhütte ein Zmittag für die Familie und Nachbarschaft. Das Kochen über dem Feuer dauerte sage und schreibe viereinhalb Stunden!! Da blieb viel Zeit zum Plaudern, Pular lernen, Nachzudenken, Albern mit den Kindern im Dorf, etc.








Am Ende stand ein Topf voll Reis mit einer Auberginen/Fisch-Sauce da, dessen Inhalt von Hand gegessen werden wollte!


"No weli!" "Das schmeckt gut!"